Antigone in der Finsternis. Das Weiterleben des Mythos in den Nachkriegs- und Exilliteraturen, Deutschland und Spanien: Bertolt Brecht – Salvador Espriu – María Zambrano – Grete Weil

dc.contributor
Universitat de Barcelona. Facultat de Filologia
dc.contributor.author
Arévalo Sánchez, Marc
dc.date.accessioned
2024-01-16T10:45:48Z
dc.date.available
2024-11-10T23:05:10Z
dc.date.issued
2023-11-10
dc.identifier.uri
http://hdl.handle.net/10803/689792
dc.description
Programa de Doctorat en Estudis Lingüístics, Literaris i Culturals
ca
dc.description.abstract
[ger] Die vorliegende Dissertation nimmt sich eine thematologisch orientierte und interkulturell angelegte Untersuchung zur Rezeption des Antigone-Mythos in den Nachkriegs- und Exilliteraturen in Deutschland und Spanien vor. Das Korpus besteht aus vier Antigone- Bearbeitungen, die zwischen 1948 und 1980 in deutscher, spanischer und katalanischer Sprache entstanden sind: Bertolt Brechts Die Antigone des Sophokles nach der Hölderlinschen Übertragung (1948), Salvador Esprius Antígona (1939/1955), María Zambranos La tumba de Antígona (1967) und Grete Weils Meine Schwester Antigone (1980). Die komparatistische Untersuchung fokussiert auf eine dreifache Fragestellung. Erstens wird das Potenzial des Mythos zur Schilderung der Nachkriegszeit und zum Ausdruck des Exils untersucht. Zweitens wird das bestehende Verhältnis zwischen Mythos und Gegenwart bestimmt. Drittens wird festgestellt, inwieweit sich divergierende, aber auch konvergierende Entwicklungslinien zwischen beiden literarischen Traditionen erkennen lassen. Die Analyse der ausgewählten Werke und ihre komparatistische Untersuchung erfolgt in zwei Vergleichsachsen. Durch einen vertikalen, diachronischen Ansatz wird jedes einzelne Werk mit den antiken Quellen konfrontiert, derer sich die jeweiligen Autor:innen bedienen. Die horizontale, synchronische Vergleichsachse hingegen ermöglicht es, die konvergierenden bzw. divergierenden Entwicklungslinien der vier ausgewählten Werke mit Hinblick auf extraliterarische Aspekte festzustellen. In einem ersten Teil wird kurz auf die Antigone des Sophokles eingegangen, um die Gestaltung der beiden Hauptfiguren des Dramas sowie die zahlreichen dokumentierten Interpretationsansätze des tragischen Konflikts zu untersuchen. Durch einen kurzen Rückblick auf die Rezeptionsgeschichte des Mythos in den europäischen Literaturen seit der Renaissance werden hier ferner die Motive und Themen der verschiedenen Antigonen identifiziert, anhand derer sich die Geschichte immer mehr der Thematisierung der Nachkriegszeit und des Exils nähert. Der zweite Teil ist der Analyse der ‚Antigonen der Nachkriegszeit‘ von Brecht und Espriu gewidmet. In seiner Bearbeitung setzt sich Brecht das Ziel, in der sophokleischen Antigone eine realistische Volkslegende auszugraben. Dazu unterzieht er die Übersetzung Hölderlins (1804) einer ‚Durchrationalisierung‘, bei der das Schicksalhafte entfernt werden soll. Die Analyse von Brechts Stück erlaubt allerdings festzustellen, dass Brecht neben einer Durchrationalisierung des mythischen Stoffes auch eine Um-Akzentuierung der thematischen Kerne des Dramas durchführt, wobei die Schuldfrage und die Musterhaftigkeit der Tat Antigones im Mittelpunkt stehen. Esprius Antígona weist bestimmte Eingriffe in den tradierten mythischen Stoff auf, die sich hinsichtlich der Antike-Auffassung des Autors erklären lassen. Nach Esrpiu sind in der Antike die Wurzeln eines uralten Fluchs zu erkennen, der den Menschen unvermeidbar zum Zerfall drängt. Das Motiv der feindlichen Brüder nimmt beim katalanischen Autor eine neue, auf die familiäre Sphäre hinweisende Dimension ein, was auf Esprius Dekadenzgedanken und auf den Entste- hungskontext des Werks nach dem Spanischen Bürgerkrieg anspielt. Antigone erhebt sich dabei als Inbegriff der Versöhnung zwischen beiden streitenden Seiten. Die Wirkung ihrer Tat wird hingegen in Esprius Revision des Dramas relativiert. Die Einzelanalysen münden in einen rekapitulierenden Vergleich, der das Verhältnis zwischen Mythos und Gegenwart sowie die Entwicklungslinien in den jeweiligen Literaturen beleuchtet. Bei Brecht und Espriu lässt sich der Rückgriff auf den Mythos als eine Warnung vor einer Regression in die Barbarei älterer Zeiten verstehen. Im dritten Teil wird der Fokus auf die ‚Antigonen des Exils‘ von Zambrano und Weil gelegt. Zambranos Werk erweist sich als eine literarische Umsetzung ihrer ‚razón poética‘, sodass auf die Figur der Antigone verschiedene Aspekte ihrer Philosophie pro- jiziert werden. Antigones Grab versinnbildlicht die Schwellenexistenz der Königstochter zwischen Leben und Tod und avanciert zum Urbild des Exils im Sinne Zambranos als schmerzhafter, aber auch fruchtbarer Erfahrung zur Erkenntnis der eigenen Identität. Weils Roman schließt sich der persönlichen, subjektiven Annährung an den Mythos an, die Zambrano darlegt. Die Kollision von Mythos und Biografie sowie die Metaebene, die den Schreibprozess des Romans selbst thematisiert, lassen den allmählichen Distanzierungsprozess vom Antigone-Ideal durch die Ich-Erzählerin nachzeichnen. Die Einzelanalysen werden dann konfrontiert, um festzustellen, dass bei beiden Autorinnen die Antigone-Figur als Mittel der Selbsterkundung fungiert. Der Antigone-Mythos erlebt bei Zambrano und Weil somit einen Fokuswechsel, wobei Antigone als (mit)fühlendes Subjekt an Bedeutung gewinnt. In den Schlussfolgerungen werden die Ergebnisse der Analysen in systematischer Form dargestellt: das enorme, fruchtbare Potenzial des Antigone-Mythos zur Thematisierung der finstersten Seiten der Geschichte des 20. Jahrhunderts, der Konnex zwischen Mythos und Gegenwart und die kulturübergreifende Vielseitigkeit der Antigone.
ca
dc.description.abstract
[eng] The present dissertation undertakes an intercultural investigation of the reception of the Antigone myth in post-war and exile literatures in Germany and Spain analysing four adaptations in German, Spanish and Catalan: Bertolt Brecht’s Die Antigone des Sophokles (1948), Salvador Espriu’s Antígona (1955), María Zambrano’s La tumba de Antígona (1967) and Grete Weil’s Meine Schwester Antigone (1980). The study focuses on three aspects: (1) the potential of the myth to depict the post-war period and the exile experi- ence; (2) the existing relationship between myth and present; and (3) the evolution of the myth in both literary traditions. Whereas the first part deals with Sophocles’ Antigone and offers an overview of the history of its reception, the second part analyses Brecht’s and Espriu’s ‘Post-War Antig- ones’. Brecht undertakes a ‘rationalisation’ of Hölderlin’s translation (1804) removing the references to fate. He also changes the thematic core of the drama, focusing on the question of guilt and the exemplarity of Antigone’s deed. Espriu’s modifications can be explained regarding the author’s view of antiquity as the root of an ancient curse that pushes man towards decay. The motif of the hostile brothers takes on a new dimension, which alludes to Spanish Civil War, whereas Antigone rises as an image of reconciliation. In Brecht and Espriu, the recourse to myth can be understood as a warning against a re- gression into the barbarism of older times. The third part focuses on the ‘Antigones of Exile’ by Zambrano and Weil. Zambrano’s work proves to be a literary realisation of her ‘razón poética’, so that various aspects of her philosophy are projected onto the figure of Antigone. Her grave symbolises her threshold existence between life and death and represents exile in Zambrano’s sense as a painful but also fruitful experience to discover one’s own identity. Weil’s novel depicts a collision of myth and biography that allows to trace the gradual distancing process from the idealisation of Antigone by the first-person narrator. Antigone functions as a means of self-exploration. The myth undergoes a change of focus in Zambrano and Weil, with Antigone gaining significance as a feeling subject. In the conclusions, the results of the analyses are synthetised: the enormous, fruitful potential of the Antigone myth for thematising the darkest sides of 20th century history, the connection between myth and present, and the cross-cultural versatility of Antigone.
ca
dc.description.abstract
[cat] La present tesi doctoral realitza un estudi intercultural de la recepció del mite d’Antígona en la literatura de postguerra i exili a Alemanya i Espanya, analitzant quatre adaptacions en alemany, castellà i català: Die Antigone des Sophokles (1948) de Bertolt Brecht, Antígona (1955) de Salvador Espriu, La tumba de Antígona (1967) de María Zambrano i Meine Schwester Antigone (1980) de Grete Weil. L'estudi se centra en tres aspectes: (1) el potencial del mite per a descriure la postguerra i l’experiència de l’exili; (2) la relació existent entre mite i present; i (3) l’evolució del mite en ambdues tradicions literàries. Mentre que la primera part se centra en l’Antígona de Sòfocles i ofereix un panorama de la història de la seva recepció, la segona analitza les ‘Antígones de postguerra’ de Brecht i Espriu. Brecht duu a terme una ‘racionalització’ de la traducció de Hölderlin (1804), suprimint les referències al destí. També modifica el nucli temàtic del drama, focalitzant en la qüestió de la culpa i l’exemplaritat de l’acció d’Antígona. Les modificacions d’Espriu responen a la seva percepció de l’Antiguitat com a arrel d’una antiga maledicció que empeny a la humanitat cap a la decadència. El motiu dels germans enfrontats adquireix una nova dimensió, al·ludint a la Guerra Civil espanyola, mentre Antígona s’alça com a imatge de la reconciliació. En Brecht i Espriu, el recurs al mite pot entendre’s com un advertiment d’una regressió a la barbàrie de temps passats. La tercera part se centra en les ‘Antígones de l'exili’ de Zambrano i Weil. L’obra de Zambrano representa una realització literària de la seva ‘razón poética’ i projecta diversos aspectes de la filosofia de l’autora sobre la figura d’Antígona. La seva tomba simbolitza l’existència al llindar entre la vida i la mort i representa l’exili en el pensament de Zambrano: una experiència dolorosa però també fructífera per a descobrir la pròpia identitat. La novel·la de Weil descriu una col·lisió de mite i biografia que permet rastrejar el procés gradual de distanciament de la idealització d’Antígona per part de la narradora. Antígona esdevé un mitjà d’autoexploració. El mite pateix un canvi d'enfocament en Zambrano i Weil, pel qual Antígona adquireix importància com a subjecte que sent i es coneix a si mateix. En les conclusions se sintetitzen els resultats de les anàlisis: l'enorme i fructífer potencial del mite d'Antígona per a tematitzar les pàgines més fosques de la història del segle XX, la connexió entre mite i present, i la versatilitat transcultural d'Antígona.
ca
dc.format.extent
466 p.
ca
dc.language.iso
deu
ca
dc.publisher
Universitat de Barcelona
dc.rights.license
L'accés als continguts d'aquesta tesi queda condicionat a l'acceptació de les condicions d'ús establertes per la següent llicència Creative Commons: http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/
ca
dc.rights.uri
http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/
*
dc.source
TDX (Tesis Doctorals en Xarxa)
dc.subject
Literatura comparada
ca
dc.subject
Comparative literature
ca
dc.subject
Mitologia
ca
dc.subject
Mitología
ca
dc.subject
Mythology
ca
dc.subject
Literatura de l'exili
ca
dc.subject
Literatura del exilio
ca
dc.subject
Exiles' writings
ca
dc.subject
Brecht, Bertolt, 1898-1956
ca
dc.subject
Espriu, Salvador, 1913-1985
ca
dc.subject
Zambrano, María, 1904-1991
ca
dc.subject
Weil, Grete, 1906-1999
ca
dc.subject.other
Ciències Humanes i Socials
ca
dc.title
Antigone in der Finsternis. Das Weiterleben des Mythos in den Nachkriegs- und Exilliteraturen, Deutschland und Spanien: Bertolt Brecht – Salvador Espriu – María Zambrano – Grete Weil
ca
dc.type
info:eu-repo/semantics/doctoralThesis
dc.type
info:eu-repo/semantics/publishedVersion
dc.subject.udc
82
ca
dc.contributor.director
Vilar, Loreto
dc.contributor.tutor
Vilar, Loreto
dc.rights.accessLevel
info:eu-repo/semantics/openAccess


Documents

MAS_TESI.pdf

4.104Mb PDF

Aquest element apareix en la col·lecció o col·leccions següent(s)